Einer der Prinzen aus dem Reich zwischen Burma, Laos und Vietnam soll im 8. Jahrhundert die weite Reise zum Kaiserhof der Tang Dynastie nach Chang´an unternommen haben. Auf die Frage, woher er komme, antwortete er, dass seine Heimat noch weiter südlich als das Regengebiet in Südsichuan liege. Der Kaiser soll daher den Namen Yunnan kreiert haben, was in wörtlicher Übersetzung „Wolke-Süd“ bedeutet.

Im Dorf

Für die Ming-Kaiser war Yunnan vor allem ein Verbannungsort für oppositionelle Beamte. Für Chinesen lebten dort lediglich Barbaren, am Rande Ihrer Welt. Wer dorthin verbannt wurde, war meist für immer vergessen.

In keiner anderen Provinz China leben so viele verschiedene Nationalitäten wie hier. 26 von insgesamt 56 Volksgruppen siedeln auf dem Yunnan-Hochplateau, zumeist als Bauern in Bergdörfern, während die Städte überwiegend von Han-Chinesen bewohnt werden. Die Yi, Naxi, Bai und Dai zählen zu den größten Volksgruppen in den Provinz. Man wird keine großartigen Bauwerke oder Kulturgüter in Yunnan zu sehen bekommen, dagegen locken unberührte Landschaften, seltene Tiere, üppige Flora und die Vielfalt der Völker und ihren einzigartigen kulturellen Traditionen.

Herr Su

Su Guo Wen ist der letzte Prinz der Bu Lang Volksgruppe, die in den Wäldern des Jing Mai Gebietes Zuhause sind. Dank der traditionellen Lebensweise sind hier viele sehr alte Teebäume erhalten geblieben. Der Pu Erh Tee hat für die Menschen hier eine wichtige spirituelle Bedeutung.

Goettin mit Teeblatt und Teeschale

Als Ende der 80 er Jahre der Pu Erh Tee immer bekannter und populärer wurde, pflückten die Menschen alles, was sie bekommen konnten. Die Teebäume wurden krank, die Qualität des Tees ging zurück. Es fehlte das nötige Wissen, wie man die Wälder wirtschaftet, ohne Schaden anzurichten. Die Regierung griff an: ausgesuchte Personen aus den einzelnen Dörfer wurden geschult und vermittelten das Wissen an die Dorfbewohner. Herr Su war einer davon.

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Jedes Jahr, am 10. Februar, nach der kurzen Erholungsphase die die Teebäume in Dezember und Januar bekommen, versammeln sich die Dorfbewohner vor dem Haus des Prinzen Su. Es wird der Start der neuen Tee-Ernte besprochen. Wie jedes Jahr bestimmt Herr Su welche Bäume als erstes, wie viel gepflückt wird und worauf man achten soll. In den 80er Jahren wurden die Waldstücke mit alten und jüngeren Teebäumen zwischen den Familien aufgeteilt. Die Grundstücke werden an die Kinder vererbt. Jede der 500 Familien macht eigenen Maocha und verkauft es an die Prinzenfamilie.

Bu Lang Tempel

Bei mehreren Tassen Tee erzählte uns Herr Su viele Teegeschichten. Als sein Vater in den 1950ern nach Peking fuhr und einen besonderen Pu Erh Fladen einem der Regierungsvertreter schenkte, wurde wenig später eine Lehm-Straße, die nach Regen nicht befahrbar war, zu dem Dorf gebaut.

Als Herr Su mit einem Pu Erh Fladen vor 10 Jahre selbst nach Peking flog, bekamen die Kinder aus den umliegenden Dörfern eine Schule und die Dorfbewohner eine feste Straße aus Steinen gebaut. Dies ist wohl die Magie des Pu Erh Fladens aus Jing Mai.