Auf meiner letzten China-Reise hatte ich die großartige Gelegenheit mich mit einer weiteren Episode der Geschichte des Tees auseinander zu setzen. Mein Begleiter war ein großer Fan der chinesischen Teekultur und kannte sich bestens in diesem Bereich aus. Durch ihn hatte ich meine erste bewusste Begegnung mit Lu Yu – dem unübertroffenen Teemeister aus der Tang Dynastie. Bis heute verehren die Chinesen Lu Yu wie einen Heiligen.

Lu Yu

Im Laufe der Jahrtausende durchlief Tee verschiedene Entwicklungs-Perioden und Schulen, die in drei Hauptabschnitte gegliedert werden können: der Ziegeltee, der gekocht wurde, der Pulver-Tee, der geschlagen wurde und damit ein Vorgänger des japanischen Matchas ist und der Blättertee, der gebrüht wurde.

Die Teepflanze war der chinesischen Botanik und Medizin schon sehr früh unter verschiedenen Namen bekannt. Sie wurde hoch gepriesen, weil sie die Kraft besaß, Müdigkeit zu vertreiben, die Seele zu beleben, den Willen zu stärken und die Sehkraft zurückzugeben. Man trank den Aufguss nicht nur, sondern wandte ihn in Form von Pasten auch äußerlich an. Und doch war die Art des Teetrinkens bis zum siebten Jahrhundert äußerst primitiv. Es war an der Zeit, den Tee aus diesem rohen Zustand zu befreien. Lu Yu war der erste Teemeister, der in seinem berühmten Werk „Ch ´a-king“ (die heilige Schrift vom Tee) das Gesetz des Tees formulierte und somit bedeutende Veränderungen in die Teekunst einbrachte, von denen auch wir noch profitieren.

 

Lu Yu

Lu Yu
Bamboo Forest

Der Name des Teegetränks war von Provinz zu Provinz unterschiedlich. Durch Lu Yu erhielt der Tee im ganzen Land den einheitlichen Namen „Cha“- so heißt er noch heute. Außerdem verbreiteten sich allgemein verbindliche Herstellungsmethoden und im ganzen Land nutzten die Menschen für die Teezubereitung Geräte und Utensilien, die Lu Yu empfohlen hatte. Der Tee verschwand aus den Suppentöpfen und Salatschüsseln und wurde nur noch als Aufgussgetränk ohne weitere Zutaten genossen.

Das „Ch ´a-king“ umfasst drei Bände und zehn Kapitel. Im ersten Kapitel behandelt Lu Yu die Natur der Teepflanze. Das zweite Kapitel beschreibt die Geräte, die für die Ernte der Blätter geeignet sind und das dritte ihre Auslese. Das vierte Kapitel enthält die Aufzählung und Beschreibung der vierundzwanzig Teegerätschaften. Das fünfte Kapitel ist der Methode der Teezubereitung gewidmet. Mit Ausnahme des Salzes lehnt Lu Yu alle weiteren Zutaten ab. Er verweilt auch bei der viel umstrittenen Frage, welches Wasser man wählen und bis zu welchem Grade man es kochen soll. Die übrigen Kapitel seines Werkes geben Bericht von der Gewöhnlichkeit der alltäglichen Methoden des Teetrinkens sowie einen historischen Überblick über die berühmten Teetrinker und berühmten Teegebiete Chinas.

Und noch eines bewirkte Lu Yu: den Brauch, nach der ersten Frühlingspflückung den Tributtee an den Kaiserhof zu bringen.

Eure Natalia