150 Jahre Ceylon Tee

Hallo liebe Teefreunde. Heute gibt es einen Gastbeitrag von Britta Wyss Bisang, Program Director bei UTZ. UTZ ist ein Programm und Label für nachhaltigen Anbau von Kaffee, Kakao und Tee. Wenn Sie das Logo auf einer Verpackung sehen, bedeutet das, dass die entsprechenden Rohstoffe – Kaffee, Kakao, Tee – nach den Anforderungen von UTZ angebaut und vermarketet wurden. Britta schildert die aktuelle Lage der vielen Tee-Farmer und ihrer Familien und analysiert die Rolle der Nachhaltigkeit für die Zukunft der Ceylon Tees.

Ein Grund zum Feiern!
Auf 150 Jahre Ceylon Tee – und auf die Farmerinnen und Farmer, denen wir diesen Tee verdanken

Britta Wyss Bisang

Tee ist eines der meistkonsumierten Getränke weltweit und rangiert hinter Wasser auf Platz 2 der Hitliste. Einer der berühmtesten Tees ist der Ceylon Tee. Dieser feiert in diesem Jahr Jubiläum.

Die Geschichte des Ceylon Tees beginnt vor genau 150 Jahren – mit einem jungen Schotten namens James Taylor. Ihm gelang es, den Ceylon Tee in den Bergen Sri Lankas als Kulturpflanze anzubauen. Was als Experiment begann, sollte Sri Lanka in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu einem der größten Teeproduzenten der Welt machen. Das Land gehört neben China, Indien, Kenia und Indonesien heute zu den fünf größten Teeanbauländern der Welt. Die Existenz von 700.000 Farmern und Arbeitern hängt von diesem Wirtschaftszweig ab.

Mehr als 6.500 Tonnen des in Sri Lanka angebauten Tees sind dabei UTZ-zertifiziert. UTZ ist das größte Zertifizierungsprogramm und Siegel für einen nachhaltigeren Anbau von Kaffee und Kakao. Seit einigen Jahren engagiert sich UTZ aber auch im Bereich Tee. Hauptziel ist es, dass sich der Ertrag, das Einkommen und die Lebensbedingungen aller am Anbau Beteiligten verbessern und die natürlichen Ressourcen geschont werden. In Sri Lanka startete das UTZ-Programm 2011, mittlerweile ist das Land der fünftgrößte Produzent von UTZ-zertifiziertem Tee weltweit.

Das Leben auf den Teefarmen in Sri Lanka

Ceylon Tee wird von Teeliebhaberinnen und Teeliebhabern weltweit für seine erlesene Qualität und seinen unverwechselbaren Geschmack geschätzt. Doch wie leben eigentlich die Farmerinnen und Farmer, die den Tee anbauen? Sie blicken auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurück, sehen sich für die Zukunft aber einer Reihe an neuen Herausforderungen gegenüber. Welche das sind, lässt sich am Beispiel der UTZ-Teeplantage Kahawatte in Sri Lanka ablesen.

Kahawattes Geschichte reicht bis zum Beginn des Teeanbaus in Sri Lanka zurück. Zu der Plantage gehören 6.300 einzelne Teefarmen, allesamt Familienunternehmen. Doch in den letzten Jahren sind die Bedingungen für die sri-lankischen Produzenten schwieriger geworden. Der Exportmarkt ist geschrumpft, die Personalkosten hingegen gestiegen – und das bei einem Produktionsvolumen, das unter dem anderer teeproduzierender Länder liegt. All das macht es für die Teefarmer in Sri Lanka schwerer als früher, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Produktionskosten für Tee sind nirgendwo höher als in Sri Lanka und die Personalkosten machen davon 70 bis 80 Prozent aus. Wir bei UTZ glauben, dass sich die Teefarmen in Sri Lanka an diese Herausforderungen und die sich verändernden Umstände nur dann erfolgreich anpassen können, wenn sie neue und nachhaltigere Anbaupraktiken erschließen.

Nachhaltigkeit auf dem Vormarsch

Auch die Farmerinnen und Farmer auf Kahawatte haben sich für nachhaltigere Anbaumethoden entschieden und sind in diesem Jahr Mitglied im UTZ-Programm geworden. Doch dieser Schritt war alles andere als schnell getan. Es war ein umfassender Prozess, der eine Menge Vorbereitung, Engagement und harte Arbeit erforderte. Noch bevor der Zertifizierungsprozess überhaupt begonnen hatte, hat Kahawatte zum Beispiel bereits ein Betreuungsangebot für Kinder ins Leben gerufen. Hier werden die Kinder der Plantage beaufsichtigt, während ihre Eltern arbeiten. Kahawatte hat außerdem ein Recycling-System einschließlich eines Entsorgungszentrums eingeführt, das im Rahmen der UTZ-Zertifizierung noch weiter ausgebaut wurde.

Das Teegeschäft als Familienbetrieb: Die Teefarmer Dinigiri und Chaminda

UTZ Kahawatte Dinigiri

Dinigiri ist ein erfahrener Teefarmer und Mitglied der Kahawatte Plantage. Gemeinsam mit seinem Sohn Chaminda bewirtschaftet er einen 8.000 Quadratmeter großen Teegarten sowie ein kleines Grundstück, auf dem sie Reis und Kokosnüsse anbauen. Ein Großteil der jüngeren Farmergeneration entscheidet sich zunehmend dafür, den Teefeldern den Rücken zu kehren und hofft, anderswo einen profitableren Beruf zu finden. Anders Chaminda: Er glaubt an die Chancen, die in der Entwicklung nachhaltiger Anbaupraktiken liegen und sieht seine Zukunft im Teeanbau. Eine Entscheidung, die seinen Vater Dinigiri sehr glücklich macht. Er ist bereits sein ganzes Leben Farmer und möchte, dass sein Teegarten in der Familie bleibt.

Und die Frauen auf der Teeplantage?

Die Bedingungen für die Teeproduzenten auf der ganzen Welt sind hart: Die Ernte der Teeblätter erfolgt ausschließlich per Hand. Vorrangig sind es Frauen, die diese Aufgabe übernehmen. Dabei sind die Löhne der Teepflückerinnen in der Regel deutlich geringer als der Lohn, den Männer erhalten. Und auch Aufstiegschancen, um zum Beispiel Manager zu werden, haben Frauen in der Regel nicht. Das UTZ-Programm legt die Schwerpunkte in seinem Kriterienkatalog zur Zertifizierung auf die Rechte aller Arbeiterinnen und Arbeiter, deren Arbeitsbedingungen, die Gleichbehandlung der Geschlechter und auf verbesserte Anbaupraktiken. Es gibt allein auf der Kahawatte Plantage 4.000 Teepflückerinnen, für die das UTZ-Programm mit diesen Maßstäben für deutliche Verbesserungen sorgen kann.

UTZ Kahawatte Women

Eine unabhängige Studie über die Leistungen des UTZ-Teeprogramms in Sri Lanka hat Daten über einen Zeitraum von vier Jahren ausgewertet. Darin gaben die Farmerinnen an, dass sie durch die Zertifizierung eine höhere Position erreicht und mehr Wertschätzung erfahren hätten. Auch immer mehr Betreibern von Teegärten und -plantagen wird klar, wie wichtig die Arbeiterinnen für die Qualität der Teeblätter und die Produktivität der Farmen sind. In einigen Teegärten sind Frauen mittlerweile auch als Supervisorinnen auf den Feldern tätig.

Wie Kahawatte insgesamt von der Zertifizierung profitiert

UTZ Kahawatte Janaka

Janaka ist der verantwortliche Projektmanager, der das UTZ-Programm auf Kahawatte umsetzt. In dieser Position kann er besser als alle anderen überblicken, wie sich der nachhaltige Anbau auf Kahawatte und die ansässigen Farmerinnen und Farmer ausgewirkt hat. Einen der größten Vorteile sieht Janaka darin, dass sie in Methoden zum besseren Anbau – den sogenannten Good Agricultural Practices (GAP) – ausgebildet werden, diese anwenden und auch protokollieren. Durch diese Maßnahmen haben die Farmerinnen und Farmer sowohl die Menge an angebautem Tee als auch ihr Einkommen steigern können. Hinzu kommt, dass durch die neuen Methoden weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Neue Bodennutzungsmethoden sollen außerdem dabei helfen, die Klimaerwärmung einzudämmen und die Kohlenstoffbelastung durch die Kulturpflanzen zu verringern. Janakas Ziel ist es, noch mehr Farmerinnen und Farmer für die Anwendung nachhaltiger Anbaumethoden zu gewinnen. Er will einen Ort schaffen, an dem sie gemeinsam arbeiten, lernen und den nachhaltigen Anbau praktizieren können.

Die Zukunft des Ceylon-Tees

150 Jahre Ceylon Tee – das ist eine eindrucksvolle Zeitspanne. Zur Feier des Jahrestags fand in diesem Jahr die Colombo International Tea Convention in Sri Lanka statt. Teehersteller, Exporteure und Lieferanten aus der ganzen Welt kamen zu diesem Ereignis zusammen. Um zu feiern, aber auch, um gemeinsam Wege zu finden, mit denen die künftigen Herausforderungen des Teesektors zu meistern sind. Auch Han de Groot, Executive Director von UTZ, war vor Ort. In seiner Rede widmete er sich der Frage, wie wir dafür sorgen können, dass die nächsten 150 Jahre zu weiteren positiven Entwicklungen führen können.

Wir bei UTZ sind davon überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit sowohl für Farmen als auch für Unternehmen sowie für Teeliebhaberinnen und -liebhaber eine entscheidende Rolle spielt, um zu einer besseren Zukunft beizutragen. Damit die Teeindustrie in Sri Lanka ihre Herausforderungen meistern kann, brauchen die Farmen mehr Unterstützung. Sie müssen ihren Anbau auf nachhaltigere und profitablere Methoden umstellen. Ebenso wichtig ist aber auch, dass sich die Unternehmen dazu verpflichten, mehr nachhaltigen Tee zu beziehen. Denn nur so kann zertifizierter Tee überhaupt auf dem Markt verankert werden. Und diese Garantie, dass die Nachfrage nach ihren Produkten auch hoch genug ist, brauchen die Farmerinnen und Farmer. Genauso wichtig ist, dass in Zukunft noch mehr Menschen nachhaltige Produkte kaufen. Die steigende Nachfrage treibt Marken dazu an, mehr in den Einkauf von verantwortungsvoll produziertem Tee zu investieren.

Gemeinsam ist man stärker: Farmen, Unternehmen und alle, die Tee lieben

Wie die Teeplantage Kahawatte zeigt, können Zertifizierungsprogramme dabei helfen, Nachhaltigkeit und ethisches Handeln auf der Agenda von Farmen und Unternehmen zu etablieren. Indem sowohl die Qualität als auch die Quantität des Tees gesteigert wird, verbessert sich das Leben derer, die ihn anbauen. Tee, der mit Respekt für Mensch und Umwelt produziert wurde, trägt zu einem besseren Leben für Farmer und Arbeiter bei. Und auch alle Teetrinkerinnen und Teetrinker können durch ihre Kaufentscheidung mit jedem Schluck dabei helfen, die Zukunft des Ceylon Tees zu sichern.

Chinas geheimnisvollster Tee: Der Dragon Well oder Long Jing

Die meiste Zeit des Jahres ist der Teegarten der Familie Zhu Mei Na in Meijiawu ein sehr beschaulicher, ruhiger Ort. Doch gegen Ende März beginnt auf der Farm ein reges Treiben. Rund 15 Teepflücker begeben sich in den frühen Morgenstunden – noch vor Sonnenaufgang – in den etwa 16.000 m² großen Teegarten, um die Teeblätter der Frühlingsernte zu pflücken. Jetzt ist Eile angebracht, denn schon kurz nach Sonnenaufgang beginnt sich der Nebel zu lichten und der Tau, der noch auf den jungen, zarten Teeblättern liegt, verdunstet. Keine optimalen Bedingungen mehr für die Verarbeitung von Tee. Die Arbeiter müssen sich zurückziehen und können erst am nächsten Tag ihr Werk fortsetzen.

Xihu-Westlake

Willkommen in Hangzhou, einer mittelgroßen Stadt mit acht Millionen Einwohner in der Provinz Zhejiang und Heimat des Long Jing Tees, eine der renommiertesten Grünteesorten, ebenfalls bekannt unter der Bezeichnung „Dragon Well“. Ich bin hier, um das rege Treiben rund um die Frühlingsernte im März und April zu beobachten. So zum Beispiel auch im Garten der Familie Zhu, die sich in diesen Monaten einen täglichen Wettlauf mit dem Sonnenaufgang liefert, um die frischen Teeblätter zu pflücken. Die wichtige Frühlingspflückung macht einen beträchtlichen Teil des Jahreseinkommens der Familie aus.

Die besten Long Jing Tees sind im Geschmack sehr erfrischend und besitzen eine feine Note gerösteter Kastanien. Der Preis pro Unze dieser besonderen Sorte liegt bei 15 bis über 100 Dollar. Im Vergleich dazu: Es gibt sehr gute gewöhnliche Teesorten, deren Preis bei nur einem Dollar je Unze liegt (1 unze = ca. 28,34 Gramm). Wie bei Kaffee oder Wein gibt es auch beim Long Jing Liebhaber, die beim Teegenuss auf die feinen Details achten, z.B. auf den genauen Erntetag oder sogar von welcher Seite eines Hügels der Tee stammt. Gerade die erste Ernte ist für diese „Teefanatiker“ von herausragender Bedeutung.

In China ist Tee ein Alltagsgetränk und tägliche Notwendigkeit, gleichzeitig aber auch fast obsessiv verehrtes Luxusgut, ja fast Fetischobjekt. Für Außenstehende ist dieser Hype kaum zu durchschauen, denn gerade um das komplexe Themengebiet feiner Tees ranken sich zahlreiche Mythen und Fehlinformationen, bis hin zu gefälschten Produkten. Das alles macht es so schwer die Geheimnisse des Tees zu erfahren. Meine Reise nach Hangzhou hat ebenfalls den Zweck das Mysterium Tee weiter zu ergründen.

Die Geheimnisse des Dragon Wells

Wie alle anderen Naturprodukte auch ist auch Tee ein saisonales Produkt. Die frisch gerösteten Teeblätter der allerersten Pflückung des Jahres verströmen den gestochen, scharfen Duft des Frühlings. Die frisch aufgegossene Tasse schmeckt mild, ganz natürlich-pflanzlich mit Spinat- und Heunoten und dem sahnigen Touch gerösteter Kastanien. An meinem Gaumen verbleibt ein köstlicher, frischer Nachgeschmack, der dank der außergewöhnlichen „Dragon Well“-Qualität auch nach mehreren Minuten noch am Gaumen bleibt.

Long Jing Tee

Die besondere milde Süße ist das Markenzeichen chinesischer Grüntees. Sie unterstreicht das Aroma und die Textur des Tees besonders. Ein sehr guter „Dragon Well“ wird auch wenn er zu lange zieht nicht bitter. Er ist im Gegensatz zu manch anderem Grüntee auch sehr magenfreundlich.

Doch was macht einen Tee zum „Dragon Well“? Die Antwort ist ein bisschen schwierig. Zunächst bezieht sich im Chinesischen der „xihu longjing“ auf eine bestimmte Teesorte, die zu einer flachen Federform getrocknet wurde und ausschließlich im Bezirk Xihu (Westlake) rund um Hangzhou angebaut wurde. Diese Region ist klimatisch eher kühl-feucht, es gibt felsige Berge, saure Böden und starke Temperaturschwankungen. Ein ideales Klima für den Anbau eines guten Tees. Doch Long Jing Tee wird auch in vielen anderen Regionen Zhejiangs angebaut und verkauft. Die vielen regionalen Unterschiede gehen jedoch meist durch die Übersetzung verloren. So tragen viele mild-süßliche Grüntees, die zu der charakteristischen Form getrocknet wurden, im Verkauf den Namen „Dragon Well“.

Long Jing Tee

Unabhängig vom regionalen Ursprung stammen alle Long Jing Tees wie auch jede andere Teesorte vom Strauch der Teepflanze „camellia sinensis“ ab. Der besondere Geschmack und die Farbe des „Dragon Wells“ sind das Ergebnis des Klimas, einer guten Landwirtschaft und sorgfältigen Verarbeitung. Aus dem Zusammenspiel dieser Faktoren ergibt sich das breite Spektrum verschiedener Qualitäten der Sorte. Doch dies erklärt noch immer nicht den vergötterten Status des „Dragon Wells“ unter den Teeliebhabern, schließlich gibt es noch viele weitere großartige Tees in China. Was macht den „Dragon Well“ also so besonders und vor allem so teuer?

Die Antwort lautet: Ruhm! Bereits während der Qing-Dynastie war „Dragon Well“ ein sehr berühmter Tee, den Kaiser Qianlong zum offiziellen Tee des kaiserlichen Hofes erklärte. Aus diesem Grund hallt bis heute der Ruf dieses Tees noch nach. Einen weiteren Popularitätsschub erhielt er ebenfalls durch den Vorsitzenden Mao während der chinesischen Revolution. Auch heute dient der Tee in der chinesischen Bürokratie als irrwitzig teures „Geschenk“ im Austausch für politische Gefälligkeiten. Auch dadurch wird der Preis bestimmter Sorten künstlich angetrieben.

Sobald Sie einmal vor Ort bei der Pflückung und Verarbeitung von Tee dabei waren, werden sie sich empört fragen, wieso Tee in Deutschland so günstig ist.

Guter Tee hat seinen Preis, das gilt auch für den „Dragon Well“. Denn trotz des Fortschritts im Teeanbau und moderner Technologien – um beste Tees zu erzeugen sind die traditionellen Methoden der erfolgversprechendste und sicherste Weg. Grundvoraussetzung sind gute Böden, die Erfahrung qualifizierter Arbeiter und ein sorgfältiger Umfang mit dem Produkt. Diese Methode ist jedoch kosten- und zeitintensiv und schlägt sich im Preis hervorragender Teesorten nieder.

Auf dem Teefeld

Im Teegarten der Familie Zhu läuft derweil ein Wettrennen mit dem Qingming-Fest, das Anfang April stattfindet. Der wichtige chinesische Feiertag stellt unter anderem auch das offizielle Ende der Frühlingsteesaison dar. Pre-Qingming „Dragon Wells“ (auch „Mingqian“ genannt), also Sorten, die vor diesem Termin geerntet wurden sind das Highlight für Teeliebhaber. Diese Tees zählen zu den süßesten und feinsten Sorten des Jahres. Die schweren Niederschläge des Frühsommers und die steigenden Temperaturen sorgen bei späteren Ernten für eine höhere Bitterkeit. Trotzdem bringen auch diese Ernten noch gute Einnahmen, die Tees sind jedoch meist weniger frisch im Geschmack und nicht so hochwertig.

Long Jing Tee

Die seit vielen Jahren erfahrenen Arbeiter und Teepflücker suchen für die besten Tees nur die jüngsten und süßesten Teetriebe aus. Der Ertrag liegt pro Teebusch bei weniger als einer Handvoll der wertvollen Knospen und Blätter. Ein erfahrener Teepflücker, der in der Nacht beginnt und bis zum Sonnenaufgang arbeitet, erntet nur etwa ein Pfund pro Einsatz. Die Arbeit ist ein sehr mühsames Unterfangen, die nur langsam voran geht und bei der Erfahrung sehr wichtig ist. Nur mit entsprechender Kenntnis können minderwertige Stiele, zu junge Knospen oder durch Insekten beschädigte Blätter schnell erkannt und aussortiert werden.

Sobald die Pflücker ihre Ernte heimbringen ist der Tee bereit zum Rösten. Es ist wichtig, dass die Blätter innerhalb weniger Stunden nach der Ernte geröstet werden, um die Oxidation zu stoppen. In dem Moment, in dem ein Teeblatt gezupft wird, beginnt mit der Oxidation ein chemischer Vorgang, der die dunklen, malzigen und durch Gerbstoffe charakteristischen Aromen im Tee hervorbringt.

Da grüne Tees immer vor der Oxidation erhitz werden um diese zu stoppen, sind sie das Spiegelbild ihrer Herkunft und das Resultat des Bodens, der Sonnenstrahlen, der Regenschauer und der Luft, die an dem jeweiligen Anbauort zu einer bestimmten Zeit auf die Teepflanzen einwirkten. Wenn Sie oft Tee trinken erkennen Sie die Unterschiede zwischen einer frischen, süßen Frühlingsernte und einem sonnigen Sommertee sofort. Jeder Tee erzählt seine eigene Geschichte.

Dragon Well geröstet aus dem Wok

Traditionell wird „Dragon Well“ in einem heißen Wok mit bloßen Händen geröstet. Es ist unbeschreiblich zu sehen, wie ein erfahrener Röstmeister (oft handelt es sich um den Besitzer des Teegartens) über viele Stunden mit seinen bloßen Händen und nur nach Gefühl die feinen Blätter zum perfekten Röstgrad führt, ohne den Tee komplett auszutrocknen oder zu verbrennen und trotzdem die nussigen Röstaromen einzufangen. Während der Röstung erhält der „Dragon Well“ auch seine charakteristische Form, indem der Röster die Teeblätter gegen die Seiten der Pfanne drückt. Der Röster arbeitet parallel mit drei Woks, trotzdem dauert es auch mit diesem Verfahren mehrere Stunden, bis ein Pfund des getrockneten Tees fertig ist.

Herstellung Long Jing Tee

Aus diesem Grund gibt es im Garten der Familie Zhu seit 2005 auch Röstmaschinen. Durch den Einsatz der Maschinen hat sich die Produktivität seitdem verzehnfacht. Vor dem Hintergrund der Zeitknappheit während der Frühlingspflückung ist diese Anschaffung verständlich.

Der Röster arbeitet gleichzeitig mit drei Woks

Einige Teebauern setzen weiterhin auf die traditionelle Methode des Teeanbaus und verzichten auf Pestizide, setzen auf erfahrene Pflücker und rösten von Hand. Doch mit steigendem Wettbewerb müssen viele Gartenbesitzer Kompromisse eingehen, setzen auch zur Pflückung Maschinen ein, die wie Spinnen über die Teesträucher klettern, aber dadurch auch die Teepflanzen stark strapazieren, was wiederum der Qualität äußerst abträglich ist. Sie nutzen zur Röstung große Öfen, was sehr effizient ist. Die durch eine Handröstung möglichen feinen Röstnuancen gehen dadurch aber verloren.

Teemeister Long Jing

Da die Hauptsaison für hochwertige Handarbeit im Tee-Geschäft nur etwa zwei bis vier Wochen dauert und durch die sich entwickelnde chinesische Wirtschaft gleichzeitig ein Mangel an Saisonkräften herrscht, wird es für viele Teebauern zunehmend schwieriger auf die traditionelle Art und Weise zu produzieren.

Dragon Well Fälschungen gibt es leider häufig

Die Nachfrage nach Premium-„Dragon Well“-Tee ist sehr hoch, das Angebot begrenzt. Daher ist es für Tee-Käufer oft gar nicht so einfach, wirklich das zu bekommen, was sie wollen. Wenn man sich einmal anschaut wie viele Tees als “Hangzhou Dragon Well” verkauft werden und dann auf die Größe dieses Anbaugebiets schaut, erkennt man leicht, dass diese große Menge des am Markt verfügbaren Tees nicht ausschließlich aus Hangzhou stammen kann. In Wirklichkeit wird die Sorte in der gesamten Provinz Zhejiang angebaut. Oft finden sich sogar Teesträucher am Rand von Autobahnen, die dauerhaft Abgasen ausgesetzt sind. Letztlich stammt der größte Teil des als “Hangzhou Dragon Well” bezeichnete Tee gar nicht aus Hangzhou. Auch kommt es in China vor, dass Sie in einem Teehaus zur Verkostung einen echten “Hangzhou Dragon Well” präsentiert bekommen, der dann nach dem Kauf durch eine billige, schlechtere Sorte ausgetauscht wird.

Teeblätter long Jing

Die traurige Erkenntnis in der Tee-Branche ist, dass Sie sich nie sicher sein können, ob der Tee-Händler aber auch die Produzenten selbst die Wahrheit über Herkunft und Produktion sagen. Viele Händler betonen aus Marketinggründen die Exklusivität und Rarität eines Tees, aber oft passt der Preis nicht zu den so offensiv beworbenen Teesorten. Gesundes Misstrauen und Vorsicht sind beim Teekauf daher immer angebracht.

Wie Sie einen wirklich guten Tee finden

“Vertrauen” ist der Schlüssel beim Kauf qualitativ hochwertiger Tees. Achten Sie beim Teekauf auf die Details und fragen Sie nach den Teebauern, Herkunft, der Anbaumethode und Produktionsweise. Nicht für alle Tees ist das Alter ein Qualitätsmerkmal. Die meisten Grüntees sollten innerhalb weniger Monate nach der Ernte konsumiert werden.

Seriöse und vertrauensvolle Teehändler werden auf Ihre Fragen nach den Sorten gerne antworten und kennen die Besonderheiten ihrer Tees, woher sie kommen und wie sie angebaut wurden. Große Teehändler kaufen dagegen ihre Tees über Makler und treten kaum in Kontakt mit den eigentlichen Landwirten. Je mehr Zwischenhändler an den Transaktionen beteiligt sind, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit hochwertige und originale Tees zu erhalten.

Beim „Dragon Well“ (Long Jing) sollten Sie auf helle, grüne Blätter achten, die nicht zu dunkel und nicht brüchig sind. Die Enden sollten flach sein und sich verjüngen, der Geruch ansprechend frisch und “grün” sein. Aber vor allem zählt der Geschmack. Fragen Sie nach einer Verkostung, denn nur durch eine Probe können Sie sich sicher sein, dass ein bestimmter Tee auch die richtige Wahl für Sie ist. Es existiert eine unendliche Zahl verschiedener Teesorten in unterschiedlichen Qualitäten und Geschmacksrichtungen. Im Teegeschäft spiegelt sich Qualität sehr oft im Preis wieder, daher bleiben Sie beim Kauf vorsichtig. Aber wenn Sie einen günstigen „Dragon Well“ entdecken, der Ihnen gut schmeckt, freuen Sie sich über Ihren Kauf. Beim Tee steht der Genuss im Vordergrund.

Long Jing zubereiten

Bei der Zubereitung von Tee gibt es kein richtig oder falsch. Eine Teeweisheit besagt beispielsweise, dass man grünen Tee nur mit etwa 80 Grad Celsius heißem Wasser aufbrühen darf, damit er nicht bitter wird. Im Falle eines „Dragon Wells“, der nicht bitter werden kann, bevorzuge ich persönlich den kräftigeren Aufguss mit frisch kochendem Wasser. Jeder Tee, aber auch jeder Gaumen ist anders, so dass ein individuelles Ausprobieren verschiedener Methoden am Ende mit Sicherheit zu einem besseren Geschmackserlebnis führt, als stur irgendwelchen pauschalen Richtlinien zu folgen.

Hier meine Methode aus Hangzhou einen guten „Dragon Well“ zuzubereiten und zu genießen: Legen Sie einige Teeblätter in ein Glas und übergießen sie die Blätter mit 80-100 Grad Celsius heißem Wasser. Lassen Sie den Tee etwa 30 Sekunden oder auch mehrere Minuten ziehen. Dann trinken Sie den Tee direkt aus der Tasse und filtern Sie die Blätter mit Mund und Zähnen. Bei Bedarf füllen Sie das Glas einfach wieder mit heißem Wasser auf. Alles nach Gefühl, ohne Filter, Stoppuhr, Sieb oder sonstige Hilfsmittel. Diese gewonnene Freiheit ist fast genauso erfrischend wie der Tee selbst.

Long jing

Auch aus den aufgebrühten Teeblättern lässt sich noch jede Menge lernen. Achten Sie darauf, ob es sich um kleine, vollständige Blätter handelt mit wenigen Stielen.

Ein wichtiger Punkt auf den Sie achten sollten ist die Frische. Grüne Tees verblassen im Laufe der Zeit und sollten normalerweise wenige Monate nach der Ernte konsumiert werden. Kaufen Sie daher am besten nur kleinere Mengen, die Sie schnell verbrauchen können.

Akzeptieren Sie, dass besondere Tees zunächst einmal teurer sind, als einfache Teebeutel-Tees. Erstklassige Teeblätter lassen sich jedoch meistens mehrfach aufgießen – hierdurch relativiert sich der zunächst hoch erscheinende Preis meistens etwas. Oft ist es möglich einen ganzen Tag lang die gleichen Teeblätter zu benutzten. Nehmen wir an 100 Gramm eines guten „Long Jing“ kosten etwa 45 EUR. Wenn Sie nun für einen Aufguss etwa drei Gramm benötigen und fünfmal die gleichen Blätter für den Aufguss nutzen (was Sie auch tun sollten, denn jeder erneute Aufguss hochwertiger Tees bringt neue, feine Aromen in die Tasse), entspricht der Preis pro Tasse nur noch etwa 27 Cent. Vergleichen Sie diesen Preis mit dem einer Tasse Kaffee oder eines Glas Weins. Sie werden feststellen, dass auch ein auf den ersten Blick sehr teurer Tee immer noch zu den wirklich günstigeren Luxusartikeln der Welt gehört.

Eure Natalia

Weißer Tee aus Mannong

Auf den Berghängen von Mannong erstreckt sich der größte antike Teegarten Yunnans. Auf einer Höhe von 1.500 bis 1.800 m üNN wachsen die bis zu 800 Jahre alten Teebäume. Das tropische Monsun-Klima, Durchschnittstemperaturen von 20-22 °C und ergiebige Niederschläge bieten ideale Bedingungen für die Teepflanzen. Der höchste Teebaum dieser Region erreicht 7 Meter.

In dieser wunderschönen Gegend entstand die Mannong Tee-Kooperative, die viele kleine Familiengärten vereint. Die Nutzungsrechte an den antiken Teepflanzen (Camellia sinensis assamica) gehören immer noch den ethnischen Minderheiten Lahus, Dai und Bu Langs. Die Teebauern pflücken die frisch gesprossenen Teeblätter per Hand von den Bäumen. Die weitere Verarbeitung erfolgt teilweise zuhause und in einer kleinen Fabrik. Für euch habe ich hier ein paar Bilder von der Gegend.

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Die 10 schönsten Orte Sri Lankas

Wenn man an Sri Lanka denkt, habt ihr vermutlich zuallererst Strand und Tee vor Augen. Jedoch außer diesen Dingen für die Sri Lanka zu recht berühmt ist hat es noch unglaublich viel mehr Spannendes und Schönes zu Bieten.

Im Folgenden stelle ich einige meiner Lieblingsorte dieser bezaubernden Insel vor.

TANGALLE

Tangalle ist ein größerer Ort im Hambantota District, einer der südlichen Provinzen Sri Lankas. Der Strand ist ein Surferparadies wegen seiner gigantischen Wellen. Es ist ein typischer, malerischer Ort mit breiten Sandstränden, windschiefen Palmen und kristallklarem türkisfarbenen Wasser. Hier befindet sich auch das phantastische Tangalle Bay Hotel, welches die Form eines Kreuzfahrtschiffes hat.

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NUWARA ELIYA

Weiter landeinwärts befindet sich die sehenswerte Kleinstadt Nuwara Eliya, was so viel bedeutet wie Stadt des Lichts. Landschaftlich ist die 25.000 Einwohner Stadt sehr reizvoll gelegen, umgeben von Bergen, überragt von dem höchsten Berg Sri Lankas, dem Pidurutalagala. Das geschäftige Treiben auf dem bunten Markt der Stadt und die zahlreichen Wasserfälle der Umgebung machen Nuwara Eliiya zu einem Erlebnis. Im Herzen der Teeregion Sri Lankas liegend, ist es zugleich führend in der Teeproduktion des Landes. (mehr …)

Roter Jade

Das atemberaubende, überschwängliche und besondere Aroma taiwanesischer Oolong Tees ist in der Teewelt unbestritten. Die hervorragende Bodenbeschaffenheit der taiwanesischen Böden für das Wachstum der Teepflanzen sucht ihresgleichen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die in Taiwan produzierten Schwarztees von ganz außergewöhnlich fruchtiger und ausdrucksstarker Qualität sind.

Sun Moon Lake

Der Schwarztee, der hier wohl am meisten beeindruckt ist der Rote Jade Tee. Die wunderbaren Tee-Blätter, stammen von der erst kürzlich durch das taiwanesische Zentrum für Tee Forschung und Anbau (“Tea Research and Extension Station“) eingeführten neuen TRES-18 hybrid Sorte, welche die Weiterentwicklung einer Kreuzung taiwanesischer wilder Teebäume mit der burmesischen Teepflanze ist. (mehr …)

Fotostrecke: Tee Reise nach China

Ich bin wieder zurück. Auch dieses Mal waren es sehr aufregende und lehrreiche Wochen in China. In An Ji könnte ich vieles über den berühmten An Ji Bai Cha Teestrauch und die Entstehung der neuen Teesorte erfahren. In Yellow Mountain traf ich den Teemeister, der in 80er Jahre die Teeblumen erfunden hat. In seinem Betrieb konnte ich 600 verschiedene gebundene Teeblumen-Formen, unter anderem Fische, Krokodile und Schildkröten, betrachten.

In Qimen besuchte ich einen unserer Teefarmer und verkostete die neuen Keemun Tees. In den magischen Wuyi Bergen traf ich mehrere Teebauern auf der Suche nach Rock Oolongs und studierte die Vielfalt der Teepflanzen, die für die verschiedenen Rock Tees verwendet werden. Ich hatte die Möglichkeit einen Bai Ji Guan Oolong und den echten Ji Jun Mej, die neuen Tee-Star Chinas, zu verkosten. Auch hatte ich das Glück den Vater des Big Red Robe Teestrauchs zu treffen und die wahre Geschichte des Big Red Robe Oolong von ihm zu erfahren. Und natürlich verpasste ich die Gelegenheit nicht den Hangzhou und die Teegärten von Shi Feng und Meijiawu zu besuchen.

Jeder Tag meiner Reise ist eigentlich mehrere Berichte Wert. Auf jeder Tee-Reise wird mir immer wieder bewusst, dass hinter dem Tee, den wir trinken, Menschen mit ihren ganz eigenen Persönlichkeiten und Geschichten stecken. Ich bin sehr glücklich, dass ich so vielen verschiedenen Menschen, ob sie den Tee anbauen und verarbeiten oder sich mit der Teetradition auseinandersetzten, begegnen durfte und den Moment mit meiner Kamera festhalten konnte. Mit ein paar Fotos möchte ich euch diesen Menschen und deren Welt ein Stück näher bringen.

Eure Natalia

Teepflückerin in Keemun

Teemeisterin von Purple Bamboo Shoot (mehr …)