150 Jahre Ceylon Tee

Hallo liebe Teefreunde. Heute gibt es einen Gastbeitrag von Britta Wyss Bisang, Program Director bei UTZ. UTZ ist ein Programm und Label für nachhaltigen Anbau von Kaffee, Kakao und Tee. Wenn Sie das Logo auf einer Verpackung sehen, bedeutet das, dass die entsprechenden Rohstoffe – Kaffee, Kakao, Tee – nach den Anforderungen von UTZ angebaut und vermarketet wurden. Britta schildert die aktuelle Lage der vielen Tee-Farmer und ihrer Familien und analysiert die Rolle der Nachhaltigkeit für die Zukunft der Ceylon Tees.

Ein Grund zum Feiern!
Auf 150 Jahre Ceylon Tee – und auf die Farmerinnen und Farmer, denen wir diesen Tee verdanken

Britta Wyss Bisang

Tee ist eines der meistkonsumierten Getränke weltweit und rangiert hinter Wasser auf Platz 2 der Hitliste. Einer der berühmtesten Tees ist der Ceylon Tee. Dieser feiert in diesem Jahr Jubiläum.

Die Geschichte des Ceylon Tees beginnt vor genau 150 Jahren – mit einem jungen Schotten namens James Taylor. Ihm gelang es, den Ceylon Tee in den Bergen Sri Lankas als Kulturpflanze anzubauen. Was als Experiment begann, sollte Sri Lanka in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu einem der größten Teeproduzenten der Welt machen. Das Land gehört neben China, Indien, Kenia und Indonesien heute zu den fünf größten Teeanbauländern der Welt. Die Existenz von 700.000 Farmern und Arbeitern hängt von diesem Wirtschaftszweig ab.

Mehr als 6.500 Tonnen des in Sri Lanka angebauten Tees sind dabei UTZ-zertifiziert. UTZ ist das größte Zertifizierungsprogramm und Siegel für einen nachhaltigeren Anbau von Kaffee und Kakao. Seit einigen Jahren engagiert sich UTZ aber auch im Bereich Tee. Hauptziel ist es, dass sich der Ertrag, das Einkommen und die Lebensbedingungen aller am Anbau Beteiligten verbessern und die natürlichen Ressourcen geschont werden. In Sri Lanka startete das UTZ-Programm 2011, mittlerweile ist das Land der fünftgrößte Produzent von UTZ-zertifiziertem Tee weltweit.

Das Leben auf den Teefarmen in Sri Lanka

Ceylon Tee wird von Teeliebhaberinnen und Teeliebhabern weltweit für seine erlesene Qualität und seinen unverwechselbaren Geschmack geschätzt. Doch wie leben eigentlich die Farmerinnen und Farmer, die den Tee anbauen? Sie blicken auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurück, sehen sich für die Zukunft aber einer Reihe an neuen Herausforderungen gegenüber. Welche das sind, lässt sich am Beispiel der UTZ-Teeplantage Kahawatte in Sri Lanka ablesen.

Kahawattes Geschichte reicht bis zum Beginn des Teeanbaus in Sri Lanka zurück. Zu der Plantage gehören 6.300 einzelne Teefarmen, allesamt Familienunternehmen. Doch in den letzten Jahren sind die Bedingungen für die sri-lankischen Produzenten schwieriger geworden. Der Exportmarkt ist geschrumpft, die Personalkosten hingegen gestiegen – und das bei einem Produktionsvolumen, das unter dem anderer teeproduzierender Länder liegt. All das macht es für die Teefarmer in Sri Lanka schwerer als früher, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Produktionskosten für Tee sind nirgendwo höher als in Sri Lanka und die Personalkosten machen davon 70 bis 80 Prozent aus. Wir bei UTZ glauben, dass sich die Teefarmen in Sri Lanka an diese Herausforderungen und die sich verändernden Umstände nur dann erfolgreich anpassen können, wenn sie neue und nachhaltigere Anbaupraktiken erschließen.

Nachhaltigkeit auf dem Vormarsch

Auch die Farmerinnen und Farmer auf Kahawatte haben sich für nachhaltigere Anbaumethoden entschieden und sind in diesem Jahr Mitglied im UTZ-Programm geworden. Doch dieser Schritt war alles andere als schnell getan. Es war ein umfassender Prozess, der eine Menge Vorbereitung, Engagement und harte Arbeit erforderte. Noch bevor der Zertifizierungsprozess überhaupt begonnen hatte, hat Kahawatte zum Beispiel bereits ein Betreuungsangebot für Kinder ins Leben gerufen. Hier werden die Kinder der Plantage beaufsichtigt, während ihre Eltern arbeiten. Kahawatte hat außerdem ein Recycling-System einschließlich eines Entsorgungszentrums eingeführt, das im Rahmen der UTZ-Zertifizierung noch weiter ausgebaut wurde.

Das Teegeschäft als Familienbetrieb: Die Teefarmer Dinigiri und Chaminda

UTZ Kahawatte Dinigiri

Dinigiri ist ein erfahrener Teefarmer und Mitglied der Kahawatte Plantage. Gemeinsam mit seinem Sohn Chaminda bewirtschaftet er einen 8.000 Quadratmeter großen Teegarten sowie ein kleines Grundstück, auf dem sie Reis und Kokosnüsse anbauen. Ein Großteil der jüngeren Farmergeneration entscheidet sich zunehmend dafür, den Teefeldern den Rücken zu kehren und hofft, anderswo einen profitableren Beruf zu finden. Anders Chaminda: Er glaubt an die Chancen, die in der Entwicklung nachhaltiger Anbaupraktiken liegen und sieht seine Zukunft im Teeanbau. Eine Entscheidung, die seinen Vater Dinigiri sehr glücklich macht. Er ist bereits sein ganzes Leben Farmer und möchte, dass sein Teegarten in der Familie bleibt.

Und die Frauen auf der Teeplantage?

Die Bedingungen für die Teeproduzenten auf der ganzen Welt sind hart: Die Ernte der Teeblätter erfolgt ausschließlich per Hand. Vorrangig sind es Frauen, die diese Aufgabe übernehmen. Dabei sind die Löhne der Teepflückerinnen in der Regel deutlich geringer als der Lohn, den Männer erhalten. Und auch Aufstiegschancen, um zum Beispiel Manager zu werden, haben Frauen in der Regel nicht. Das UTZ-Programm legt die Schwerpunkte in seinem Kriterienkatalog zur Zertifizierung auf die Rechte aller Arbeiterinnen und Arbeiter, deren Arbeitsbedingungen, die Gleichbehandlung der Geschlechter und auf verbesserte Anbaupraktiken. Es gibt allein auf der Kahawatte Plantage 4.000 Teepflückerinnen, für die das UTZ-Programm mit diesen Maßstäben für deutliche Verbesserungen sorgen kann.

UTZ Kahawatte Women

Eine unabhängige Studie über die Leistungen des UTZ-Teeprogramms in Sri Lanka hat Daten über einen Zeitraum von vier Jahren ausgewertet. Darin gaben die Farmerinnen an, dass sie durch die Zertifizierung eine höhere Position erreicht und mehr Wertschätzung erfahren hätten. Auch immer mehr Betreibern von Teegärten und -plantagen wird klar, wie wichtig die Arbeiterinnen für die Qualität der Teeblätter und die Produktivität der Farmen sind. In einigen Teegärten sind Frauen mittlerweile auch als Supervisorinnen auf den Feldern tätig.

Wie Kahawatte insgesamt von der Zertifizierung profitiert

UTZ Kahawatte Janaka

Janaka ist der verantwortliche Projektmanager, der das UTZ-Programm auf Kahawatte umsetzt. In dieser Position kann er besser als alle anderen überblicken, wie sich der nachhaltige Anbau auf Kahawatte und die ansässigen Farmerinnen und Farmer ausgewirkt hat. Einen der größten Vorteile sieht Janaka darin, dass sie in Methoden zum besseren Anbau – den sogenannten Good Agricultural Practices (GAP) – ausgebildet werden, diese anwenden und auch protokollieren. Durch diese Maßnahmen haben die Farmerinnen und Farmer sowohl die Menge an angebautem Tee als auch ihr Einkommen steigern können. Hinzu kommt, dass durch die neuen Methoden weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Neue Bodennutzungsmethoden sollen außerdem dabei helfen, die Klimaerwärmung einzudämmen und die Kohlenstoffbelastung durch die Kulturpflanzen zu verringern. Janakas Ziel ist es, noch mehr Farmerinnen und Farmer für die Anwendung nachhaltiger Anbaumethoden zu gewinnen. Er will einen Ort schaffen, an dem sie gemeinsam arbeiten, lernen und den nachhaltigen Anbau praktizieren können.

Die Zukunft des Ceylon-Tees

150 Jahre Ceylon Tee – das ist eine eindrucksvolle Zeitspanne. Zur Feier des Jahrestags fand in diesem Jahr die Colombo International Tea Convention in Sri Lanka statt. Teehersteller, Exporteure und Lieferanten aus der ganzen Welt kamen zu diesem Ereignis zusammen. Um zu feiern, aber auch, um gemeinsam Wege zu finden, mit denen die künftigen Herausforderungen des Teesektors zu meistern sind. Auch Han de Groot, Executive Director von UTZ, war vor Ort. In seiner Rede widmete er sich der Frage, wie wir dafür sorgen können, dass die nächsten 150 Jahre zu weiteren positiven Entwicklungen führen können.

Wir bei UTZ sind davon überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit sowohl für Farmen als auch für Unternehmen sowie für Teeliebhaberinnen und -liebhaber eine entscheidende Rolle spielt, um zu einer besseren Zukunft beizutragen. Damit die Teeindustrie in Sri Lanka ihre Herausforderungen meistern kann, brauchen die Farmen mehr Unterstützung. Sie müssen ihren Anbau auf nachhaltigere und profitablere Methoden umstellen. Ebenso wichtig ist aber auch, dass sich die Unternehmen dazu verpflichten, mehr nachhaltigen Tee zu beziehen. Denn nur so kann zertifizierter Tee überhaupt auf dem Markt verankert werden. Und diese Garantie, dass die Nachfrage nach ihren Produkten auch hoch genug ist, brauchen die Farmerinnen und Farmer. Genauso wichtig ist, dass in Zukunft noch mehr Menschen nachhaltige Produkte kaufen. Die steigende Nachfrage treibt Marken dazu an, mehr in den Einkauf von verantwortungsvoll produziertem Tee zu investieren.

Gemeinsam ist man stärker: Farmen, Unternehmen und alle, die Tee lieben

Wie die Teeplantage Kahawatte zeigt, können Zertifizierungsprogramme dabei helfen, Nachhaltigkeit und ethisches Handeln auf der Agenda von Farmen und Unternehmen zu etablieren. Indem sowohl die Qualität als auch die Quantität des Tees gesteigert wird, verbessert sich das Leben derer, die ihn anbauen. Tee, der mit Respekt für Mensch und Umwelt produziert wurde, trägt zu einem besseren Leben für Farmer und Arbeiter bei. Und auch alle Teetrinkerinnen und Teetrinker können durch ihre Kaufentscheidung mit jedem Schluck dabei helfen, die Zukunft des Ceylon Tees zu sichern.

Tee im Sommer

Endlich klettert auch in unserer Region das Thermometer auf hochsommerliche Temperaturen. Warme Tage tun dem Körper und der Seele sehr gut.

Doch der Sommer ist in Deutschland leider immer noch „keine Saison“ für den Teehandel. Meine Eltern, die in einem anderen Land mit sehr ausgeprägter Teekultur leben, wundern sich immer, wenn ich über die mangelnde Teedurst der Deutschen im Sommer erzähle. Denn je heißer es wird, desto öfters wird ein Tee im meiner alten Heimat zubereitet. In meiner Familie ist es oft ein würziger Ceylon oder Pfefferminztee mit reichlich Zucker.

Auch in anderen warmen Ländern wie der Türkei und in Marokko wird bekanntlich auch an heißen Tagen viel heißer Tee getrunken, der dem Körper eine ersehnte Erfrischung verschafft. Denn ein Tasse heißer Tee gibt unserem Körper ein Signal die Wärmeproduktion zu reduzieren und die Wärme, die durch den heißen Tee im Magen entsteht, kühlend auszugleichen. Zudem ist Tee viel gesünder als manch anderes „Sommer-Erfrischungs-Getränk“.

Tee bei Sommerhitze – probierts mal aus!

 

Ein Juwel aus Ceylon

Um die „Trilogie“ über eine meiner Lieblingsinseln abzuschließen, habe ich noch ein kleines Video zusammen gestellt. Es geht um einen sehr seltenen und auch kostbaren Ceylon Tee: den Silver Tip.

Auf Sri Lanka werden sehr gute, aber überwiegend Massentees, produziert. Denn hochwertige Raritäten wie den Silver Tip zu produzieren ist sehr mühsam und aufwändig. Die Nachfrage nach diesen Tees ist äußerst gering. Für Plantagen-Besitzer ist es profitabler die einfacheren Tees herzustellen und diese in Container-Mengen nach Europa, Russland und die Arabischen Ländern zu verkaufen. Nur sehr wenige experimentieren und produzieren aus Überzeugung Tee-Raritäten.

Ich liebe Ceylon-Tees für ihr intensives, leicht süßliches Aroma, Nuancen von Karamell, Muskat oder Zitrusfrüchten im Geschmack. Auch dem Ceylon Silver Tip verleihen der Regen, die Sonne und der Boden von Nuwara Eliya seinen unvergleichlichen Charakter. Der Tee überrascht mit Süße und angenehmer leichter Feigen-Note. Neben Saphiren  ist er ohne Zweifel ein weiteres Juwel aus Ceylon.

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Serendib, Engländer und der Tee

In alter Zeit nannte man die Insel Rajarata, „Land der Könige“. Arabische Seefahrer und Entdecker nannten sie Serendib, den Chinesen war die Insel bekannt als Si Lan. Für Marco Polo, war sie schlicht „die beste Insel der Welt“, wie er 1293 begeistert notierte. Die portugiesischen Eroberer nannten sie Celao, die Holländer Zeilan, woraus die englischen Kolonialherren endlich Ceylon machten. Die Singhalesen aber nennen die Insel seit der Zeit ihrer Königreiche Sri Lanka, „Strahlend-schönes königliches Land“.

In der Teewelt ist die Insel immer noch unter dem Nahmen Ceylon bekannt. Die Teetradition ist übrigens noch gar nicht so alt hier und seinen Ruf als Teeland verdankt die Insel zwei Engländern:  James Taylor und Thomas Lipton. Bis 1870 war die Insel als zweitgrößter Kaffeeproduzent ein ernsthafter Konkurrent für Brasilien. Damals machte den englischen Kaffeehändlern zunächst die Kaffeeratte und bald darauf auch der für jede Kaffeepflanze tödliche Rostpilz zu schaffen. Vielleicht hätte sich Ceylon niemals zur Tee-Insel entwickelt, wäre da nicht ein Schotte, ein gewisser James Taylor, aufgetaucht. (mehr …)

Nuwara Eliya

Es ist immer wieder schön auf Sri Lanka (Ceylon) zu sein: eine Insel mit kilometerlangen palmengesäumten Sandstränden, mit einsamen Buchten, einer großartiger Bergwelt und Resten von Urwald im Landesinneren, mit sanften Hängen, die von einem Teeteppich bedeckt sind, mit Reisfeldern, Kauchukwäldern und Elefanten.

Von der Hauptstadt Colombo sind es rund 180 Kilometer nach Nuwara Eliya, jenem Ort auf der Insel, den die Briten am meisten liebten und wo sich noch heute der höchste Golfplatz Asiens befindet. Für die kurze Strecke braucht man mit dem Wagen fast einen ganzen Tag, denn die Straße ist schmal und windet sich in endlosen Serpentinen ins Hochland hinauf zu einer märchenhaften Landschaft mit Wasserfällen und einem tiefen Grün. Je höher Tee wächst, umso besser schmeckt er, und von den sechs Teegebieten Ceylons findet man den besten in Nuwara Eliya: einem magischen Ort, den man auch die Stadt des Lichts nennt.

Im Hochland, in der Mitte der Insel, wo es an 200 Tagen im Jahr regnet, die Durchschnittstemperatur nur 16 Grad beträgt und es nachts richtig kalt wird, herrschen optimale Bedingungen für Teeanbau. Die Tees, die hier entstehen, sind sehr mild und zart mit an feinblumigen Darjeeling erinnernden Aroma.

Der schönste Ort in den Bergen Ceylons, Nuwara Eliya, war damals schon ein Kurort für Kolonialbeamte, die dem schwül-heißen Colombo entkommen wollten. Entdeckt hatte das schöne Fleckchen ein britischer Major, der auf der Jagd den Spuren von Elefanten hinauf in die Berge gefolgt war. Das angenehm kühle Klima und die paradiesischen Landschaften mit ihrem saftigen Grün begeisterten die Briten. Ab 1830 rodeten die Kronkolonisten mit zahllosen Elefanten und noch mehr tamilischen Arbeitern den dichten Urwald und pflanzten erst Kaffee, dann Tee.